Hintergrund: Typisch Tube

Was die Londoner Tube mit Apple und Coca-Cola gemeinsam hat

Von "Mind the Gap" bis zum berühmtem Logo – die Londoner "Tube", wie die Londoner U-Bahn genannt wird, ist selbst schon so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt. Aber vor allem ist sie natürlich ein fast unverzichtbares Fortbewegungsmittel für Londoner und seine Besucher. 

Michael Pohl, der Autor des "Fettnäpfchenführer London", ist ein ausgezeichneter London-Kenner. Im Folgenden hat er einige interessante und lesenswerte Hintergrundgeschichten über die Tube für Sie zusammengetragen:

Typisch Tube

Mind the Gap

Ein Warnhinweis, der von London um die Welt ging: »Mind the Gap« (»Beachten Sie die Lücke«) hat nichts mit der auch in England weit verbreiteten US-Modekette Gap zu tun, sondern soll Fahrgäste dafür sensibilisieren, dass zwischen Bahnsteig und Zug mitunter eine Lücke klafft. Entstanden ist dieser Hinweis ursprünglich für die Station Bank, in der die Schienen in einer Kurve verlaufen, was dazu führt, dass dort an vielen Stellen sehr große Lücken zu den Waggons entstehen. Inzwischen ist »Mind the Gap« so etwas wie das inoffizielle Markenzeichen der Londoner U-Bahn geworden – und auch ein beliebter Aufdruck auf T-Shirts, Tassen, Mauspads usw.

Das Design

Was hat London Underground mit Apple, Coca-Cola und Nivea gemeinsam? Eine perfekte Wiedererkennung. Ein dicker roter Kreis, von einem blauen Balken durchbrochen – das ist bereits seit 1908 das Markenzeichen der Londoner U-Bahn. Genau genommen ist es noch viel älter – die Londoner Busbetriebe nutzten die Marke bereits im 19. Jahrhundert. Ursprünglich bestand das Logo aus einem gefüllten roten Kreis. Der Grafiker Edward Johnston entwickelte schließlich daraus die heutige Version mit einem roten Ring und dem blauen Balken. Er war es auch, der 1916 die bis heute im Londoner Nahverkehr genutzte serifenlose Schriftart »Johnston Sans« entwarf – zu finden nach wie vor u.a. auf U-Bahn-Plänen, Werbeplakaten und Stationsnamen. 

Der U-Bahn-Plan

Man glaubt es kaum: Auch der moderne U-Bahn-Plan ist in London entwickelt worden. Harry Beck, eigentlich technischer Zeichner bei London Underground, malte 1933 eher nebenbei den Liniennetzplan neuer Art: Er verzichtete auf topografische Besonderheiten, da die unter der Erde ohnehin nicht interessierten. Er zeichnete Linien in unterschiedlichen Farben und verwendete ausschließlich horizontale und vertikale Linien – Abbiegungen wurden fortan ausschließlich in einem 45-Grad-Winkel eingezeichnet. Anfangs hielt man den Plan eher für einen Schaltkreis, die Fahrgäste aber überzeugte diese reduzierte Form. Ein Design, das heute weltweit so etwas wie ein Standard für Bahn- und U-Bahn-Pläne ist.

Der Röhrentunnel

Er entstand eigentlich rein aus Konstruktionsgründen und wurde schnell zum Markenzeichen: Die typischen röhrenförmigen Tunnel sollten den Untergrundstrecken Londons mehr Stabilität geben, zumal sie zum Teil unter der Themse hindurchlaufen. Sehr schnell aber verliehen sie der gesamten Londoner U-Bahn einen neuen Namen: »Tube«, Röhre, nennen die Londoner schon seit vielen Jahrzehnten ihre Bahn im Alltag.

Die Musik

Livemusiker in U-Bahn-Stationen haben weltweit Tradition. London gilt in puncto Qualität als führend. Das liegt auch an strengen Regeln: Wer in den Stationen musizieren will, muss sich offiziell bei Transport for London bewerben. Das erlaubt ausgewählten Straßenmusikern, an einem von insgesamt 39 Standorten in 25 zentralen Stationen zum Instrument zu greifen. An allen anderen Stellen ist Livemusik verboten.

Literaturempfehlung

Wie man London erleben kann, wie es sonst nur die Londoner kennen, erfahren Sie im „Fettnäpfchenführer London – Ein Reiseknigge für das größte Dorf Englands“ von Michael Pohl, CONBOOK Verlag, ISBN 978-3-943176-73-5, erhältlich für € 9,95 im Buchhandel.

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